Ratgeber Vaginalpilz
Informationen für Betroffene und AngehörigeIn einer gesunden Scheidenflora leben überwiegend Milchsäure bildende Bakterien und nur wenige andere Bakterien und Pilze. Durch die Milchsäurebakterien wird das Klima in der Scheide auf einem relativ konstanten, sauren Level gehalten. Wird nun allerdings dieses saure Milieu gestört, zum Beispiel durch eine Veränderung im Hormonhaushalt, einen Infekt, durch die Einnahme von Antibiotika oder durch die Antibabypille, können sich andere Bakterien und Pilze ausbreiten und die Oberhand gewinnen. Eine zu starke Intimhygiene zum Beispiel ist für das Scheidenklima kontraproduktiv und kann das empfindliche Milieu stören. Die natürliche Schutzbarriere wird so herabgesetzt und ein Vaginalpilz hat die Möglichkeit, sich einzunisten und unkontrolliert zu vermehren.
Entstehung von Vaginalpilz
Neben Milchsäurebakterien gehören auch Pilze zum normalen Milieu der Scheide. Diese ständigen Bewohner der Scheide können in einem ausgewogenen Verhältnis gut miteinander leben. I. d. R. sind zwischen fünf und acht unterschiedliche Bakterienstämme in einer gesunden Scheidenflora zu finden – hauptsächlich Milchsäurebakterien. Sie sind für das saure Klima in der Scheide verantwortlich und halten so die, in deutlich geringerem Ausmaß vorhandenen, Pilze in der Scheide unter Kontrolle. Ist das Gleichgewicht zwischen Pilzen und Bakterien durch verschiedene Umstände gestört, so nutzen die Pilze ihre Chance und breiten sich verstärkt aus. Diese unkontrollierte Vermehrung führt zur Entstehung von Vaginalpilz, einer vaginalen Pilzinfektion, die sich durch Juckreiz und Brennen bemerkbar macht.
Ursachen für Vaginalpilz
Die möglichen Ursachen für die Entstehung von Vaginalpilz sind sehr vielfältig. Ist das Scheidenklima gesund, herrschen Laktobazillen vor, die das Wachstum von etwaigen Krankheitserregern, die in die Scheide eingedrungen sind, hemmen. Die alleinige Anwesenheit von Erregern führt also noch nicht zur Entstehung von Vaginalpilz. Erst, wenn eine Anhaftung der Erreger an der Scheidenwand bzw. eine Vermehrung dieser nicht mehr verhindert werden kann, weil das saure Milieu gestört ist, kommt es zur Entstehung von Vaginalpilz. Störfaktoren für das Scheidenklima, die die Entstehung von einem Vaginalpilz begünstigen können, können neben Medikamenten wie zum Beispiel Antibiotika oder Hormonpräparaten, auch übertriebene Intimhygiene sowie Hormonschwankungen oder eine lokale Abwehrschwäche sein.
Schwankungen im Scheidenmilieu
Die Zusammensetzung der Vaginalflora ist keineswegs immer gleich. Sie unterliegt mehr oder weniger starken Veränderungen. So ändert sich das Milieu während des Monatszyklus. Auch das Lebensalter wirkt sich auf das Scheidenmilieu aus. So bewegt sich der pH-Wert der Scheide bei Mädchen in der Vorpubertät mit 5,5 im gleichen Bereich, wie die Hautoberfläche und bietet der Entstehung von Vaginalpilz eine gute Grundlage. Auch die Scheide von Frauen nach der Menopause weist einen weniger sauren pH-Wert auf. Schuld daran ist der sinkende Östrogenspiegel, ein Hormon, das maßgeblich an einer gesunden Scheidenflora beteiligt ist.
Häufigkeit von Vaginalpilz
Drei von vier Frauen leiden mindestens einmal in ihrem Leben unter einem Vaginalpilz. Somit gehört der Vaginalpilz zu den häufigsten Infektionskrankheiten der weiblichen Geschlechtsorgane. Die Entstehung von Vaginalpilz ist auch vom Alter abhängig. So findet sich Vaginalpilz hauptsächlich bei Frauen im gebärfähigen Alter, noch häufiger in der Schwangerschaft. Mädchen im vorpubertären Alter und Frauen nach der Menopause können ebenfalls von Vaginalpilz betroffen sein, durch das Absinken des Östrogenspiegels allerdings seltener.
Judith Schomaker
Treten Symptome auf, wie Juckreiz, Rötung oder Ausfluss, besteht die Therapie der Wahl in der Verabreichung sogenannter Antimykotika. Diese Anti-Pilzmittel sind als Cremes, Gels oder Scheidenzäpfchen erhältlich und werden über mehrere Tage lokal angewendet. In einigen Fällen ist eine lokale Therapie nicht ausreichend. Vor allem bei häufigen oder immer wiederkehrenden Vaginalpilzinfektionen kann eine systemische Therapie sinnvoll sein. Hierbei werden Antimykotika in Form von Tabletten eingenommen, um die Pilzpopulation einzudämmen. Gelingt der Aufbau einer normalen Scheidenflora nicht, wird eine Erhaltungstherapie empfohlen. Hierbei werden entsprechende Anti-Pilz-Medikamente über einen längerfristigen Zeitraum, manchmal über Monate, angewendet, um den Vaginalpilz zu therapieren.
Ein Großteil aller Frauen hat mindestens einmal in ihrem Leben einen Vaginalpilz. Viele sind sogar mehrfach betroffen oder leiden gar an einem chronischen Vaginalpilz. Dennoch ist Vaginalpilz oft noch ein Tabuthema. Der Partner muss nicht grundsätzlich bei jedem Vaginalpilz mitbehandelt werden.
Treten die typischen Symptomen zum ersten Mal auf, besteht eine Schwangerschaft, treten Schmerzen auf oder halten die Beschwerden über einen längeren Zeitraum an, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Diagnose Vaginalpilz abzusichern.
Für einen Vaginalpilz typisch sind vor allem Jucken und Brennen der Scheide, sowie ein gräulich-krümeliger, geruchloser Ausfluss. Beim Arztbesuch wird die Diagnose Vaginalpilz dann in der Regel durch einen Scheidenabstrich abgesichert. Unter dem Mikroskop betrachtet, kann das Vorhandensein eines Hefepilzes bestätigt werden. Allerdings sollte der Abstrich, um die Art des Erregers genau auszumachen und eine gezielte Therapie gegen ebendiesen Erreger einzuleiten, zur weiteren Diagnostik an ein Labor geschickt werden. Auch differenzialdiagnostisch ist ein Abstrich angeraten, denn Jucken und Brennen können auch auf andere Krankheiten hindeuten, zum Beispiel eine Unverträglichkeit gegenüber dem benutzen Waschmittel, ein Östrogenmangel oder eine Schilddrüsenfunktionsstörung.